70 Jaar "Made in Germany"
Viersen, 23.10.2017. Die SAB Bröckskes GmbH & Co. KG aus Viersen-Süchteln feiert dieses Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Im firmeneigenen Logistikzentrum wurde anlässlich des Jubiläums gleich ein Oktoberfest veranstaltet. Es wurde jedoch nicht nur gefeiert. Für die Mitarbeiter des Spezialkabelherstellers hatte der Abend einen besonders emotionalen Beigeschmack. Doch wie konnte das Familienunternehmen entgegen des allgemeinen Branchentrends seinen Produktionsstandort in Deutschland behaupten und sogar ausbauen?
Die Erfolgsgeschichte beginnt als Ein-Mann-Betrieb am 4. Juni 1947. Peter Bröckskes sen. gründet unter dem ursprünglichen Firmennamen „Elektro-Signal- und Apparatebau Peter Bröckskes“ das Unternehmen, dass sich mittlerweile längst als „Global Player“ etabliert hat. Jedoch war das Hauptprodukt damals keine der vielen Leitungen, für die der Spezialist für Sonderlösungen heutzutage weltweit bekannt ist, sondern eine Alarm-Sicherheitszentrale, die sowohl die Industrie als auch Privathaushalte vor Einbrechern schützen sollte.
Dank einer Kombination aus Zufall und Peter Bröckskes‘ Gespür für Marktlücken stellte er 1952 seine Produktion zunächst auf Temperaturmessanlagen um. Anschließend fertigte er aufgrund von Lieferengpässen der Kabelhersteller die dazu gehörigen Kabel selbst. In den Folgejahren entwickeln sich die Leitungen zum Hauptgeschäft des Unternehmens - die Geburtsstunde der heutigen Produktpalette.
Umsatz und Beschäftigtenzahl steigen in den 60er und 70er Jahren rasant an. Peter Bröckskes sen. kauft auf der Grefrather Straße in Viersen das erste firmeneigene Grundstück, welches heute noch als Hauptstandort fungiert und errichtet dort Produktionsstätten und Verwaltungsgebäude. Um die Produkte noch besser an die Kunden zu bringen wird das Vertriebsnetz ausgeweitet und die internationale Messepräsenz gestärkt.
In den 80er Jahre liefert SAB Bröckskes mittlerweile in 45 Länder der Erde aus. Dem Unternehmen steht noch ein richtungsweisendes Jahrzehnt bevor. 1980 tritt Peter Bröckskes jun. als kaufmännischer Leiter in das Unternehmen ein. Sein Vater wird 1984 für seine herausragenden unternehmerischen Leistungen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im selben Jahr beginnt SAB seinen Nachwuchs auszubilden und setzt damit den Grundstein für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Doch das Jahrzehnt endet tragisch: 1989 erreicht die Familie Bröckskes und die Belegschaft die traurige Mitteilung, dass Peter Bröckskes sen. unerwartet verstorben sei.
Noch geschockt muss Peter Bröckskes jun. die Verantwortung für die mittlerweile 250 Mitarbeiter übernehmen. Aufgrund der jüngsten Erfolge sieht es nach einem guten Start für die neue Geschäftsführung aus, doch der Schein trügt. Da die Wettbewerber zunehmend kostengünstiger im Ausland produzieren lassen, können die Preise für Produkte „Made in Germany“ nicht gehalten werden.
Die 90er Jahre sind noch nicht sehr alt, als SAB Bröckskes in die Krise gerät. Wie soll das Unternehmen angesichts der internationalen Konkurrenz überleben? Doch Peter Bröckskes jun. nutzt die Krise als Chance und erkennt, dass es Zeit ist, einen Paradigmenwechsel anzustoßen. Bisher waren 95% der Produkte Standardlösungen, die in großen Mengen gefertigt und vertrieben wurden. Von nun an konzentriert sich SAB auf die Produktion von Spezialkabeln: „Wir machen all das, was die Großen in unserer Branche nicht können.“, kommentiert Peter Bröckskes damals den Strategiewechsel. Eine mutige Entscheidung, die sich später als richtig herausstellen sollte.
Die neue Unternehmensstrategie sieht vor, direkt an die Industrie statt an den Handel zu verkaufen und die Stärken eines mittelständigen Familienunternehmens in den Vordergrund zu stellen: Flexibilität, technische Kompetenz und kurze Entscheidungswege. Dies sind die optimalen Voraussetzungen, um auf jede Anfrage individuell zu reagieren. SAB erholt sich rasant und sichert sich als Problemlöser einen festen Platz in der Branche.
Als der Strategiewechsel zu wirken beginnt und es dem Unternehmen wieder besser geht, wird kräftig investiert: Innerhalb kürzester Zeit wird die Produktionsfläche um mehrere Gebäude erweitert. 1995 wird eine insolvente Kabelkonfektionsfirma übernommen und das Angebot von SAB um die Konfektion der eigenen Leitungen erweitert.
Auszeichnungen, Jubiläen, Zertifizierungen und die weitere internationale Expansion – in den 2000er Jahren geht es Schlag auf Schlag bei SAB Bröckskes. Getreu dem Motto „Faster than you think“ wächst SAB immer weiter. Entgegen dem Branchentrend stellt das Unternehmen weiter ein und beschäftigt mittlerweile ca. 400 Mitarbeiter.
Wie machen die das? Diese Frage müssen die Verantwortlichen bei SAB Bröckskes zunehmend häufiger der Presse beantworten, wenn sie erklären sollen, wieso der Global Player ausschließlich in Deutschland produzieren kann und seine Produktionskapazität noch weiter ausbaut. Mit den typischen Tugenden eines Familienunternehmens und einer Welle von Investitionen in die Modernisierung der Fertigung präsentiert sich SAB Bröckskes auch nach 70 Jahren kerngesund und höchst flexibel in der Lösung der Verkabelungsprobleme seiner Kunden.
Als Erfolgsrezept wird auch oft der Umgang mit den Mitarbeitern aufgeführt. Neben dem Arbeitsschutz und dem Arbeitsklima als wichtige Aspekte der Mitarbeiterzufriedenheit, hat SAB immer versucht durch innerbetriebliche Verbesserungsvorschläge die Prozesse zu optimieren und somit die Arbeitnehmer an der Gestaltung des Arbeitsumfeldes teilhaben zu lassen.
Nach 70 Jahren Erfahrung ist nun die Zeit reif für die dritte Generation: Sabine Bröckskes-Wetten übernimmt das Steuer von ihrem Vater und langjährigem Firmeninhaber Peter Bröckskes, der gebührend mit einem Oktoberfest am Hauptsitz, in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Auch wenn nicht klar ist, wie weit er seinem Schreibtisch fernbleiben kann, sollte eines sicher sein: Die SAB-Story geht weiter.